Auf den ersten Blick scheint es eine tolle Sache zu sein: Kinder, die sich gut mit dem Familienhund verstehen und trotz jungen Alters schon bereit sind, Verantwortung zu übernehmen und mit dem Hund Gassi zu gehen.
Solange eine erwachsene Begleitperson dabei ist, wird dies auch nicht zum Problem. Abzuraten ist allerdings davon, Kinder unbeaufsichtigt mit dem Hund gehen zu lassen.
Grund dafür ist nicht, dass Kinder kein gutes Verhältnis zum Hund haben können oder dass dieses Verhältnis durch gemeinsame Gänge nicht auch positiv unterstützt werden kann. Die einfache Antwort auf die Frage, warum Gassi gehen den Großen überlassen sein sollte, ist, dass Kinder mit der Aufgabe oftmals noch überfordert sind.
Eine Verantwortung, die man nicht unterschätzen darf
Zum einen liegt das daran, dass besonders junge Kinder von ihrer Körpergröße und Statur dem Hund häufig unterlegen sind. Große Hunderassen wie beispielsweise Schäferhunde können sich leicht von der Leine reißen und das Kind dabei zusätzlich verletzen oder mit sich schleifen. Grund dafür kann beispielsweise ein anderer Hund sein, von dem sich der eigene Vierbeiner bedroht fühlt, oder aber es läuft eine Katze oder ein Wildtier über den Weg. Auch eine läufige Hündin kann für einen unkastrierten Rüden Grund sein, sich von der Leine loszureißen.
Häufig wissen Kinder auch noch nicht, wie die Körpersprache des Hundes zu deuten ist und wie sie den Hund kontrollieren können. Besonders gefährlich wird dies, wenn der Hund eine befahrene Straße überqueren will oder in einen Kampf mit einem anderen Vierbeiner gerät. Solche Situationen erfordern Wissen und Erfahrung im Umgang mit Hunden und können ansonsten im schlimmsten Fall zu starken Verletzungen von sowohl Hund als auch Kind führen.
In einer solchen Situation fühlen sich Kinder verständlicherweise hilflos und greifen dann häufig zu ungeeigneten Methoden, um den Hund zu kontrollieren. So kommt es häufig vor, dass unbewusst Gewalt angewandt wird, indem an der Leine gezogen wird, der Hund wird angeschrien oder im schlimmsten Fall sogar geschlagen. Kinder wissen oftmals nicht, was sie dem Tier damit antun und meinen es auch keineswegs absichtlich böse. Zumeist verhalten sie sich im Streit mit anderen Kindern auch nicht großartig anders. Allerdings besteht hierbei nicht nur für den Hund das Risiko von Verletzungen! Versucht der Hund sich zu verteidigen, kann es zu Bissen und ernsthaften Verletzungen beim Kind kommen, welches in einer solchen Situation folglich vollständig die Kontrolle über das Tier verliert. Eine Situation wie diese geht selten gut aus, dabei kann sie einfach verhindert werden.
Ein weiteres Risiko, welches die Unerfahrenheit von Kindern mit sich bringt, ist das fehlende Wissen über die Bedürfnisse des Hundes. Häufig werden Kinder ungeduldig, sobald der Hund beginnt zu schnüffeln oder sich zu lösen, was für diesen jedoch ein wichtiger Teil der Erkundung seiner Umgebung ist. Auch die passende Dauer des Spaziergangs kann vom Kind unter- oder überschätzt werden, sodass das Tier nach einiger Zeit entweder erschöpft ist und hinter dem Kind her geschliffen wird, oder im gegenteiligen Fall nicht genügend Auslauf bekommt und nach einem zu kurzen Gang noch immer nach Bewegung sucht.
Wann sollte man Kinder alleine Gassi gehen lassen?
Nun stellt sich die Frage, ab welchem Alter einem Kind oder Jugendlichen die Verantwortung, mit dem Hund Gassi zu gehen, überlassen werden kann.
Hierbei sollten verschiedene Faktoren in Betracht gezogen werden: Zum einen spielt die Reife des Kindes eine Rolle. Die Eltern können hier am besten einschätzen, ob das Kind über die nötigen Erfahrungen und das nötige Wissen im Umgang mit einem Hund verfügt. Hilfreich ist dabei, wenn das Kind schon über mehrjährige Erfahrungen verfügt, die durch gemeinsame Gassi-Gänge mit einer Begleitperson und den generellen Umgang mit dem Hund entstehen. Außerdem sollte das Kind vor dem ersten selbstständigen Gang von einem Erwachsenen über die Bedürfnisse des Vierbeiners und den Umgang in Problemsituationen aufgeklärt werden.
Ein weiterer Faktor, der zu beachten ist, ist schließlich die körperliche Größe und Kraft des Kindes, auch im Vergleich zum Hund.
Generell können letztendlich nur die Eltern einschätzen, ob das Kind bereit ist, alleine mit dem Hund spazieren zu gehen.