Das Thema Erziehung habe ich ja schonmal im Artikel über die Stubenreinheit von Kaninchen kurz angeschnitten. Hier will ich nun aber näher darauf eingehen.
Gerade, weil unsere Kaninchen ja nach Lust und Laune durch die ganze Wohnung sausen dürfen, werde ich oft gefragt, ob man sie überhaupt erziehen kann. Die simple Antwort darauf ist: Ja. Man muss nur einfach wissen, wie es geht und dabei natürlich einen ganz wichtigen Grundsatz bedenken. Jedes Tier hat seine eigene Persönlichkeit.
Es ist also mit Eigenarten zu rechnen, die man einem Tier nur unter absolutem Zwang abtrainieren könnte. Ich persönlich finde so etwas ja überhaupt nicht richtig, es bedarf also geschickte Kompromisse.
Um Kaninchen zu erziehen braucht es eine Menge Feingefühl.
Die Tiere müssen verstehen, dass sie nicht geschimpft werden, nur weil man aufsteht und zu ihnen kommt. Sie müssen die Scheu und Angst vor ihrem Besitzer verlieren, ohne dabei aber resignierend zu sein.
Was für dich bedeutet: Du musst dich auf deine Kaninchen einlassen und ihnen Optionen bieten, anstatt sie zu etwas zu zwingen.
So muss dein Kaninchen später einmal verstehen, dass es nicht zum Kuscheln hochgehoben wird, wenn es das nicht möchte. Und dass es jederzeit zu dir kommen kann, wenn es eben Nähe möchte.
Wir haben gewisse Bereiche, die ausschließlich den Kaninchen gehören. Bei denen sie wissen: Wenn sie da drin sind, haben sie ihre absolute Ruhe und dann müssen sie zu uns rauskommen, damit wir uns mit ihnen beschäftigen. Das gilt für eine kleine Ecke im Gehege, den Bereich unter der Rampe, die zum Sofa hoch führt und das Kartonhäuschen, das immerzu auf der anderen Seite des Sofas steht.
Viele andere Bereiche dürfen sie nach Lust und Laune betreten, müssen dann aber auch damit rechnen, dass wir genauso dort sind. Die Küche zum Beispiel. Wo sie nicht hin dürfen, da ist die Tür geschlossen. Das Büro und die Balkontür haben wir zusätzlich durch ein Fliegengitter gesichert, da sie dieses scheuen und so wissen, dass sie das nicht durchqueren dürfen.
Kaninchen lieben außerdem Rituale unglaublich. Das lässt sich prima damit verbinden, sie zu erziehen.
Wir haben zum Beispiel drei feste Zeiträume am Tag, in denen es frisches Futter gibt. Kommt es ausnahmsweise mal vor, dass wir drauf vergessen, erinnern sie uns dran, indem sie in die Küche kommen, um uns quasi dafür abzuholen. Da man das Getapse hört, weil in der Küche ein eigener PVC-Boden ist, haben sie gelernt, dass sie darin im Kreis laufen müssen, damit wir kommen, wenn wir grade nicht dort sind. Sobald sie merken, dass wir das Frischfutter aus dem Kühlschrank holen, sausen sie direkt los zu ihrem Lieblingsplatz, damit wir es ihnen bringen und sie es dort genießen können.
Du siehst also, dass Kaninchen ultra lernfähig sind! Gibst du ihnen erstmal die Möglichkeit dazu, werden sie gerne mit dir kooperieren.
Haben die beiden sonst zwischendurch Hunger, dann steht natürlich immer im Gehege frisches Heu bereit. Wollen sie zwischendurch mal Leckerlies, dann ist das Sofa zum Treffpunkt geworden. Aber dort kommen sie uns auch so oft einfach nur mal besuchen, legen sich dazu und kuscheln.
Das ist der große Vorteil von der freien Wohnungshaltung. Kaninchen nehmen dadurch aktiv am Leben teil und werden dadurch unheimlich zahm. Denn merke: Ob sich ein Kaninchen hochnehmen lässt, sagt absolut nichts darüber aus, wie zahm sie sind!
Durch diese Verständigung geben sie uns auch klare Signale, wann sie gestreichelt werden wollen.
Durch dieses klare Abstecken, welche Bereiche ihr eigenes Reich sind, wurden sie auch so superschnell stubenrein. Sie wissen, dass sie ihre Köttel auf dem Teppich in ihrem Gehege liegenlassen dürfen, aber sobald sie diesen Bereich verlassen, begeben sie sich ganz alleine auf ihre Toilette im Wohnzimmer, wenn sie mal müssen.
Natürlich hatten wir auch unsere Rückschläge. Zum Beispiel hat sich Struppi mal sehr erschreckt wegen einem Knall draußen und hat dabei etwas Urin auf ein Sofakissen verloren. Erst Wochen später sind wir draufgekommen, dass sie das ständig angepullert haben, weil sie dachten, das sei eine weitere Toilette. Nachdem wir es gewaschen und neu bezogen hatten, hat sich das Problem aber auch schon erledigt und ist seitdem nie wieder vorgekommen.
Nach einer gewissen Zeit verstehen Kaninchen auch die Tonart, in der man mit ihnen spricht. So sind sie dazu in der Lage, zu erkennen, ob man sie gerade schimpft, weil sie etwas aufhören sollen, oder ob man einfach nur mit ihnen redet. Das erfordert natürlich, dass man einfach häufig mit ihnen plappert.
Im Fazit also:
Kaninchen lassen sich erziehen, wie bei jedem Haustier auch sollte man natürlich immer bedenken, dass man es mit dem tierischen Freund zu tun hat, der nicht vermenschlicht werden darf (also keine bösen Absichten unterstellen!) und der auch mal einen eigenen Charakter hat, der ruhig durchkommen darf.